Ein Grab mit Aussicht 

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Die Megalithe der Bretagne sind mittlerweile weltberühmt. Informationen über die wirklich zahlreichen Dolmen und Menhire in Südfrankreich, etwa im Valle d'Hérault oder in der Gegend der Pyrénées Oriental sind da schon schwerer zu finden.
Daß ich jedoch sogar in Spanien auf einen sehr interessanten Dolmen gestoßen bin, war wirklich reiner Zufall. Ich geb's zu, in Wirklichkeit war ich auf der Suche nach einem einsamen Badestrand. 
Aber der ist in der Gegend von Port Bou offenbar noch schwerer zu finden als ein Steinzeitgrab.
Die Mittelmeerküste am Fuße der Pyrenäen ist ausgesprochen felsig und wenn sich dort mal eine kleine sandige Bucht findet, wird dort offenbar sofort ein Hafen angelegt und ein Hotel gebaut.
Naja, aber dafür ist das Wasser unglaublich klar. Und wenn man sich erst mal damit abgefunden hat, 
daß man sein Handtuch bestenfalls auf einen einigermaßen glatten Felsen legen kann, stellt man sehr bald fest, daß sich hier viele interessante Meeresbewohner sogar ohne Taucherbrille beobachten lassen. Jedenfalls bin ich noch nirgendwoanders auf einen elektrisch geladenen Zitterrochen getreten...
Wegweiser mit Worten mit Worten wie "Dolmen" oder ""Menhir" lösen bei mir einen unmittelbaren Bremsreflex aus. Aus diesem Grunde wäre ich ich, von Cerbère (Frankreich) kommend, irgendwo zwischen Port Bou und Colera (Spanien) beinahe von einem holländischen Wohnmobil ins Mittelmeer geschoben worden. Genauer kann ich den Ort leider nicht mehr angeben. Aber wie gesagt, es gibt eine Hinweistafel. Rechts logischerweise, denn links liegt, beunruhigend viele Meter tiefer, das Mittelmeer.
Wenn man nicht gerade mit einem Bus unterwegs ist, gibt es sogar eine kleine Parkmöglichkeit an der Stelle. Das ist bemerkenswert, weil selten. Der Plan war also, hier zu parken und mal eben schnell zu dem Dolmen zu gehen. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wußte war, daß mir eine kleine Wanderung von ungefähr 10 Km bevorstand. Hin. Und zurück natürlich nochmal.
Es war außerdem noch wahnsinnig windig, so daß ich ernsthaft befürchtete, weggepustet oder alternativ von entwurzelten Pinien erschlagen zu werden. Ein echter Megalith-Junkie läßt sich allerdings von solchen Bagatellen nicht aufhalten.
Unterwegs begegnete mir ein spanisches Pärchen, das mit besserem Informationsmaterial versorgt war als ich. Wenn ich die Mischung aus Spanisch, Englisch und Französisch richtig verstanden habe, dann ist der unten abgebildete Dolmen nicht der Einzige in der Gegend. Es soll hier mindestens 5 oder 6 im Umkreis von wenigen Kilometern geben. Gefunden habe ich aber nur diesen einen.
Wer mehr weiß, darf mir gern eine E-Mail schicken.
Da ich Dolmen bisher nur aus Norddeutschland kannte, wo die Megalithe praktisch nackt in der Gegend herumstehen, fand ich die riesige Menge relativ kleiner Steine, von denen der Dolmen umgeben war, besonders bemerkenswert. Ganz offensichtlich war dieses Grab vor Zeiten einmal unter einem Hügel von faust- bis kopfgroßen Steinen verborgen gewesen. Möglicherweise war das bei den deutschen  Hünengräbern früher ähnlich, nur sind die kleineren Steine mittlerweile vielleicht weggeschleppt und verbaut worden, sodaß nur die großen, relativ immobilen Brocken übrig geblieben sind. An der Felsküste hier herrscht jedoch kein Mangel an Steinen. Hier Steine kilometerweit durch die Gegend zu tragen macht wohl einfach keinen Sinn.
Schade, daß die Sichtverhältnisse an diesem Tag sehr zu wünschen übrig ließen. Doch selbst unter diesen Bedingungen waren die Schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen ziemlich eindrucksvoll. Leider ist davon auf dem Foto nichts mehr zu erkennen.
An dieser Stelle hat man das Mittelmeer im Rücken, wenn man sich umdreht und ein paar Meter höher kraxelt, hat man einen sehr schönen Ausblick auf das Fischerörtchen Colera. Mit anderen Worten: Die Megalithiker legten anscheinend zwar Wert auf eine schöne Aussicht, aber Meeresblick mußte wohl nicht unbedingt sein.

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